Kaffeerösterei Münchhausen, Bremen

Am letzten Sonnabend haben wir uns auf den Weg nach Bremen gemacht, um dort die Kaffeerösterei Münchhausen zu besuchen. Beim Gespräch mit einer Freundin ergab sich, dass wir auf Kaffee kamen, und sie berichtete davon, dass sie ihren Kaffee seit Jahren dort bezieht. Neugierig gemacht, schaute ich mich im Web um, und fand heraus, dass es bei Münchhausen Rösterei-Führungen gab, und passenderweise lag eine auf dem freien Samstag in unserer Küchenbauphase, mithin ein Urlaubstag für den Liebsten, und so meldete ich uns für die Führung an – das liegt schon ein paar Wochen zurück.

Da mittlerweile die A1 wieder größtenteils befahrbar und arm an Baustellen ist auf dieser Strecke, waren wir früh in Bremen und bummelten noch etwas durch die Innenstadt, ehe wir dann durch das Stefaniviertel schlenderten, das einen gewissen Kiez-Flair versprüht. Die Entfernungen in der Bremer Innenstadt sind überschaubar, so dass das ganz bequem machbar war.

Um viertel vor 11 standen dann schon eine ganze Menge Leute vor der Tür der Kaffeerösterei, die so gar nicht nach einem produzierenden Betrieb aussieht – das alte Haus wirkt wie ein reines Wohngebäude. Hier wird also Kaffee geröstet? Doch schon am Eingang erwarten uns erste Ausstellungsstücke in einer Vitrine, und dann werden erst mal Gruppen gebildet, mehr als 20 Personen fasst nämlich der kleine Lagerraum nicht, in dem die Tochter des Firmengründers uns die Firmen- und Familiengeschichte und damit auch ein Stück Bremer Historie näherbringt, einschließlich der Probleme, während des Zweiten Weltkriegs und danach in Zeiten astronomisch hoher Kaffeesteuern so einen Betrieb am Leben zu erhalten.

Natürlich wird auch vom Kaffee erzählt, vom Anbau, seinen Tücken, der Weiterverarbeitung, dem Transport (auf den alten Packungen prangte stolz ein Logo, das ein „echtes Überseeprodukt“ versprach), und den Unterschieden zwischen Kleinröstern und Großröstern (von denen gleich zwei quasi auf der anderen Weserseite in Sichtweite liegen), aber für mich ist es die (mit einer kleinen Slideshow vom Laptop begleitet) herzlich vorgetragene Unternehmensgeschichte, die diese Führung nicht nur kurzweilig, sondern auch lebendig werden lässt.

Dabei dürfen wir dann noch zwei sortenreine Kaffees (einen aus Guatemala, und einen aus Kenya) sowie die hauseigene Festtagsmischung verkosten, um die Kaffeetheorie auch praktisch anwenden zu können.

Von hier geht es in die Produktion, wo uns die Enkelin des Firmengründers den Vorgang des Röstens zeigt und beim Rösten einer Charge Tanzania-Kaffee erläutert, sowie regelmäßig Proben des Kaffees in unterschiedlichen Röststufen herumreicht, so dass man sie sehen und beschnuppern kann. Am Ende finden die alle gemeinsam einen Platz, im Vergleich hier zu sehen. Die frisch gerösteten Kaffeebohnen schmecken köstlich.

Im hauseigenen Kontorverkauf (tatsächlich der kleine „Kaufmannsladen“ im Büro, direkt hinter einem Packraum, welcher aussieht wie eine Küche aus den dreißiger Jahren) kann man nun noch die Kaffees, die ausnahmslos aus Bio- und Fairtrade-Produktion stammen, erstehen, oder im Versandhandel direkt bei der Rösterei, die alle ihre Kaffees alle zwei Wochen frisch röstet, nach Bedarf. Das Fairtrade-Logo dürfen sie zwar nicht auf ihre Packungen kleben, weil sie dort nicht Mitglied sind, dennoch legen die Inhaber großen Wert darauf, dass ihre Kaffees ihren Qualitätsansprüchen nicht nur hinsichtlich Geschmack genügen. Und so bleibt mir am intensivsten auch der Gedanke im Kopf, dass es die kleinen Kaffeeröster dieser Machart sind, die das Produkt Kaffee am besten präsentieren und für seine Imagepflege sorgen, wovon auch die großen Anbieter profitieren.

Als Schmankerl gibt es hier noch ein Bild der „Piccolo Kleinkantine“, ein Gerät, das August Münchhausen erfunden hat, und sowas wie der erste Coffee-to-Go-Automat war.

Mit dem Gerät konnte man „für einen Groschen“ frischen Kaffee mahlen, und direkt daneben gab es heißes Wasser zum frischen Aufbrühen, besonders gefragt an Orten wo viele Menschen Pause machten.

Ein ausgesprochen hübscher Ausflug und eine nette interessante Führung, die ich nur empfehlen kann.

Kaffeerösterei Münchhausen e.K.
Geeren 24
28195 Bremen

Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 10 – 12.30 Uhr
Besichtigung: Nach Vereinbarung

www.muenchhausen-kaffee.de

4 Comments

  1. Danke für den schönen Bericht!
    Ich habe diese Führung ebenfalls schon zweimal genossen und auch der zweite Besuch war durch die wunderbare Atmosphäre noch ein tolles Erlebnis. Es lohnt sich einfach!
    Wer also einen Aufenthalt in Bremen plant, sollte sich diese kleine Rösterei nicht entgehen lassen – es wird Eure Sichtweise auf das Thema Kaffee verändern.

    Münchhausen-Kaffee ist hier in Bremen zum Glück noch recht verbreitet (es gibt meines Wissens nach rund 20 Verkaufsstellen), natürlich kann eine Manufaktur wie diese ihren Kaffee aber nicht zum Supermarktpreis verkaufen. Dennoch gilt Münchhausen hier als Institution und wird so hoffentlich noch sehr lange existieren können.

    Meine Lieblingssorte ist übrigens „Honduras Marcala“. 😉

    LG,
    Arne (aka Dosenfahnder)

    P.S.: Ich stehe übrigens in keiner persönlicher oder wirtschaftlicher Verbindung zu der Rösterei, ich bin einfach nur ein „Fanboy“ und der Meinung, dass solche kleinen Traditionsunternehmen unbedingt erhalten bleiben müssen. Sie sind ein Teil unserer Kultur und die Basis unserer Wirtschaft. 😉

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