Restaurant Imara, Hamburg

Mediterrane Leichtigkeit und orientalische Raffinesse. Spanien trifft Marokko: eine gelungene Fusion aus spanischer und marokkanischer Küche, neu inspiriert und als Tapas und Tapas Menüs serviert.

verspricht das Restaurant Imara in Eimsbüttel.

„Imara? noch nie gehört. Ist das neu?“ war nicht nur meine Frage, als die Einladung zum Presse-Dinner in diesem Restaurant bei mir eintrudelte. Auch den anderen anwesenden Journalisten und Bloggern ging es wie mir: Imara – noch nie gehört. Und dabei gibt es das Restaurant Imara an dieser Stelle und in dieser Besetzung schon seit 2012 – aber irgendwie war es nicht auf unserer inneren Gastro-Landkarte von Hamburg.

Dabei mag ich wirklich sehr gern Tapas, und kleine shared plates finde ich auch meist viel spannender als große Tellergerichte; mit exotischen Gewürzen werde ich bekanntlich auch fertig – kurzum, es versprach ein interessanter Abend zu werden.

Die großen Räumlichkeiten mit der für diese Ecke so typischen hohen Decke sind sehr einladend und gemütlich eingerichtet; an diesem Abend erstrahlte alles in einem leichten Lilaton, ausgestrahlt von dem bienenkorbartigen, an eine Discokugel erinnernden Glitzer-„Kronleuchter“ an der Decke. Leider war es viel zu dunkel. um gute Fotos machen zu können, weswegen ich für diesen Artikel auf die Pressebilder des Imara zurückgreife.

An der Bar gibt es – was ich an diesem Abend nicht ausprobiert habe, aber was ein (erster) guter Grund wäre, nochmal wieder zu kommen – nicht nur über 20 Whiskysorten, sondern, dem Gin Nerd lacht das Herz, auch über 30 verschiedenen Gins und eine Vielzahl von Tonics. Wer also bei einem gediegenen Drink und ein paar Häppchen versacken möchte, dem sei die Bar schon mal ans Herz gelegt.

Neben dem Hauptraum des Restaurants bietet das Imara außerdem noch zwei Lounges für relaxte Parties, Events, Get-Togethers, mit gemütlich-marokkanisch inspirierten Sitzecken, und sogar einem eigenen Eingang.  So etwas finde ich für Event-Locations immer ganz nützlich.

Weniger erfreulich; wenn man vom Hauptrestaurant in die Lounge herübergeht, weht einem die doch sehr prägnante Abluft der im Tiefgeschoss liegenden Toiletten um die Nase. Das empfand nicht nur ich als nicht allzu appetitanregend.

Umso appetitanregender war dann, was aufgetischt wurde. Das Menu an diesem Abend (das „Schlemmermenü“ von der Speisekarte):

SUPPE
Orangen-Möhren-Ingwersüppchen mit Cumin und Zitronengras
Ziegenkäsesüppchen mit Thymian und Rosmarin

VORSPEISE
Knusperröllchen gefüllt mit Spinat, Schafskäse, Gemüsestreifen und Kräutern
Marokkanische Zigarren – Blätterteig gefüllt mit pikantem Lamm-Hack
Datteln mit Ziegenkäse und Rosmarin und Pflaumen mit Mandeln im Baconmantel
Papaya-Avocado-Salat – Grüner Salat mit Papaya, Avocado, Mozzarella und Granatapfelvinaigrette
Gebackener Ziegenfrischkäse mit Rosmarinhonig an Apfelchutney

HAUPTGANG
IMARA-Riesengarnelen in Chili-Knoblauchöl gebraten mit Ingwer-Sirup
Calvadoshühnchen mit Mandeln und Apfel in Currysauce
Tajine – zart geschmortes Lammkeulenfleisch mit gerösteten Mandeln und karamellisierten Pflaumen in Sesam
Patatas Bravas aus dem Ofen mit pikanter Salsasauce
Couscous mit Tomaten, Sultaninen und Nüssen
Frischer Blattspinat in cremiger Sauce mit Mandeln und Sultaninen
Auberginen leicht angeschmolzen mit Tomatenconfit, Schafskäse und Harissa
Ziegenkäse-Ravioli mit Cranberrys, Nüssen und Honig

DESSERT
Creme Catalan
Mango-Mousse mit Minzpesto
Marokkanische Kaffee-Mousse
Spanischer Mandelkuchen

Bei den Suppen hatten wir die Auswahl; ich entschied mich (da ich Möhrensuppe mit Orange und Ztronengras selbst kann) für die Ziegenkäsecremesuppe, die wirklich sehr nach Käse schmeckte. Für den Einstieg fand ich sie geschmacklich fast etwas zu intensiv.

Bilder vom Essen habe ich leider nicht machen können, auch hier greife ich auf die Pressebilder zurück, kann aber versichern, dass unser Essen dem haargenau entsprach.

Nur – und das wäre mein größtes Problem mit dem Dinner im Imara – war es an diesem Abend viel zu dunkel im Restaurant, nicht nur für Fotos, sondern man konnte auch das Essen und seine Farben kaum erkennen. Es ist schade, wenn das sinnliche Erlebnis Essen dadurch so viel an visuellem Fun verliert, schließlich gibt sich die Küche auch viel Mühe, alles optisch anregend anzurichten. Ich würde also zum Essen eher bei Tageslicht wiederkommen wollen, vielleicht im Sommer draussen sitzen.

Die Speisen waren ausnahmslos köstlich, wenn ich auch die viel gepriesenen Garnelen eher verzichtbar fand. Vielleicht hat man die auch einfach zu oft gesehen. Dafür waren die Gemüsegerichte, besonders der Blattspinat und die geschmolzenen Auberginen (oben zu sehen), abgöttisch und zum Niederknien lecker. Die Datteln mit Speck waren die saftigsten und aromatischsten, die ich je gegessen habe, ganz großartig, und die marokkanischen Zigarren, kleine Filopäckchen mit Lammhackfüllen, genial.

Die Desserts waren nett, konnten aber insgesamt nicht mit den würzigen Speisen mithalten.

Bei den würzigen Gerichten fiel mir (in diesem Menü) als jemand, der viel asiatische Küche isst, auf, dass sie alle (bis auf den frischen Spinat) in eine ganz bestimmte aromatische Ecke gehen – würzig-orientalisch-süßlich. Das ist in Ordnung, das ist das Konzept des Imara, aber bei der Speisenauswahl à la carte sollte man versuchen, ein paar Kontrapunkte für die Geschmacksrezeptoren zu setzen, und vielleicht erst mal mit weniger Schälchen und Speisen anfangen. Bemerkenswert fand ich die ebenso souverän wie geschmacklich inspiriert umgesetzten Gemüsegerichte, das findet man selten.

Gut gefiel mir beim Menu (die Speisekarte kann man hier einsehen – PDF), dass es eine klare Trennung von Gängen gab, weil gerade bei kleinen Portionen / Shared Plates oft das Problem besteht, dass man alles gleichzeitig auf dem Tisch hat, und dann keine klare aromatische Abfolge mehr findet, zarte Aromen mit heftigen erdrückt. Das macht nach einem Bericht der New York Times auch Starkoch Tom Colicchio so (ähnlich), der in seinem Restaurant Colicchio & Sons seit Februar diesen Jahres ebenfalls shared plates anbietet. Schwierig ist es aber, bei einer größeren Zahl Speisen Platz auf den nicht eben großen Tischen zu finden, zumal, wenn man noch Wein- und Wassergläser auf dem Tisch hat (sehr schöne Weingläser übrigens, die uns die Chefin des Hauses an diesem Abend mit einem fabelhaften Wein, dem Infamous Goose Sauvignon Blanc, bestückte – auch den kann ich nur empfehlen).

Überhaupt war der Service (nicht nur bei uns am Pressetisch) sehr freundlich, zügig, organisiert, aufmerksam, also all das, was man sich in einem guten Restaurant wünscht; auch Nachfragen nach Allergenen usw. wurden freundlich und fachkundig beantwortet.

Für einen vergnüglichen Abend mit vielen leckeren kleinen Häppchen zum Durchprobieren kann ich das Imara nur wärmstens empfehlen, am Besten in einer größeren Runde, damit man die Vielfalt auch auskosten kann. Die Zusammenführung der marokkanischen Küche mit der andalusischen Tapaskultur (die ja auch Gerichte mit maurischem Einfluss kennt) ist gelungen, und macht Spaß. Und ich freue mich schon drauf, diesen Sommer den einen oder anderen Abend dort mit einem Drink und ein paar Tapas ausklingen zu lassen.

Imara Restaurant Bar Lounge
www.restaurant-imara.de

Eppendorfer Weg 186
20253 Hamburg

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 17 Uhr bis spät
(Küche von 17 Uhr bis 23 Uhr, Samstag bis 0 Uhr)
Montag: Ruhetag

Tel. 040-42 91 80 80

UPDATE:

Das Imara ist seit dem 30. April 2022 gecshlossen – die Betreiberin ist nach 15 erfolgreichen Jahren in ihre Heimat Australien zurückgekehrt.

2 Comments

  1. Das Konzept „Dunkel, daß man vom Essen nichts mehr sieht.“ kam mir in letzter Zeit auch wieder vermehrt unter. Nicht nur die Allergikerin sieht gern, was sie auf dem Teller hat. Denn immer noch gilt der alte Spruch „Das Auge ißt mit.“

    1. ich verstehe es auch nicht. Interessanterweise war das auch etwas, das mich bei den Restaurants des Marina Bay Sands in Singapur (die meisten liegen in der dazugehörigen Mall) abschreckte, die Osteria Mozza von Batali etwa, die mich gereizt hätte, war dermaßen finster, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Die Dunkelheit hat allerdings eine Faktor: die „Anonymität“ ist stärker gewahrt – was man bei großzügiger dimensionierten Flächen mit Pflanzenarrangements, Trennwänden, weiterem Spacing von Tischen löst, sorgt hier dafür, dass man dem Tischnachbarn nicht so grell ins Gesicht schaut. Aber ich würde ein gut ausgeleuchtetes Restaurant – es muss kein knallheller Speisesaal sein – dann doch vorziehen.